Schweizer Firmen streichen Hunderte Jobs
Das sind die Gründe für den hohen Stellenabbau

In den vergangenen Wochen und Monaten gab eine Vielzahl von Schweizer Firmen einen grossen Stellenabbau bekannt. Was ist da los? Und sind gewisse Branchen besonders stark betroffen?
Publiziert: 24.10.2023 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2023 um 14:39 Uhr
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Der Textilmaschinen-Hersteller Rieter leidet unter rückläufigen Bestelleingängen.
Foto: Keystone
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Seit Wochen machen Firmen in der ganzen Schweiz mit Jobstreichungen im grossen Stil Schlagzeilen. Zuletzt der Textilmaschinen-Hersteller Rieter mit dem Abbau von bis zu 900 Stellen. Der Masken-Hersteller Flawa in St. Gallen kündigte im August die Entlassung von 49 der 67 Angestellten an.

Im September und Oktober ging es dann Schlag auf Schlag: Der E-Bike-Hersteller Flyer mit Sitz in Huttwil BE baut 80 von 300 Angestellten ab. Galderma – bekannt für ihre Daylong-Sonnencreme – entlässt in Zug und Lausanne bis zu 97 von knapp 500 Mitarbeitenden. Der Kosmetikkonzern Estée Lauder streicht in Lachen SZ 40 von 220 Angestellten. Beim Schlüsseltechnikhersteller Dormakaba fallen 183 von hierzulande 930 Stellen dem Sparhammer zum Opfer und beim Basler Krankenkasse Sympany sind es 74 von über 600 Jobs. Der St. Galler Spitalverbund baut 440 von 9000 Stellen ab. Und beim Konfi-Hersteller Hero sollen am Hauptsitz in Lenzburg AG 50 von 200 Stellen wegfallen.

Grund für Pessimismus besteht deshalb aber nicht: Gemäss den neusten Zahlen des Swiss Job Market Index wurden in den letzten 12 Monaten über sämtliche Berufe hinweg 7 Prozent mehr Stelleninserate publiziert. Der Index wird vom Personalvermittler Adecco in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich herausgegeben. In der Maschinen-, Elektro und Metallindustrie (MEM) legte die Zahl der Inserate gar deutlich stärker zu.

Kein Muster erkennbar

Bei den vielen Massenentlassungen scheint den auch ein klares Muster zu fehlen: So sind Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen betroffen. Und auch die Gründe für die Stellenstreichungen unterscheiden sich von Fall zu Fall stark.

Im Fall des E-Bike-Pionier Flyers haben die Verantwortlichen das künftige Marktwachstum viel zu rosig eingeschätzt, gleichzeitig ist der Verkauf in den letzten zwei Jahren deutlich eingebrochen. Nun erfolgt die grosse Korrektur.

Bei der Flawa Consumer GmbH Schlug ein Klumpenrisiko zu: Von einem Tag auf den anderen ging ein Grossauftrag für mehr als die Hälfte des Umsatzes verloren. Damit die Firma überlegen kann, muss sie den Grossteil des Personals abbauen.

Wirtschaftliche Lage setzt Firmen zu

Bei Dormakaba, einem der drei grössten Schüsselhersteller der Welt, werden Stellen teilweise nach Sofia in Bulgarien verlagert. Der Standort Schweiz ist für Industriefirmen ein zunehmend teures Pflaster. «Der starke Franken und die schwache Konjunktur in wichtigen Abnehmerländern wie Deutschland setzen der Industrie zu. Ich gehe deshalb davon aus, dass die Industrie an Gewicht verliert», sagte Roger Reist (47), Leiter Treasury & Markets und Firmenkunden sowie Geschäftsleitungsmitglied von Raiffeisen Schweiz, bereits Mitte September zu Blick.

Unter den hohen Produktionskosten leidet auch der Kosmetikhersteller Estée Lauder, der den Betrieb in Lachen «optimieren» will. Der Textil-Maschinenhersteller Rieter leidet unter rückläufigen Bestelleingängen.

Galderma begründet den Abbau mit dem schwierigen, ökonomischen Umfeld aus Inflation, Lieferengpässen, geopolitischer Instabilität und stark steigenden Zinsen. Die Firma plant jedoch derzeit den grössten Börsengang der Schweiz in diesem Jahrtausend und sieht sich deshalb mit dem Vorwurf konfrontiert, ihre Zahlen für die Anleger noch einmal aufzupolieren.

Weit unterdurchschnittliches Wachstum

Die Basler Krankenkasse Sympany machte im letzten Jahr einen Verlust von 61,5 Millionen Franken und muss nun die Notbremse ziehen. Auch den St. Galler Spitalverbund zwingt die schwierige finanzielle Lage zu umfassenden Sparmassnahmen.

Das wirtschaftliche Umfeld bleibt angespannt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) geht davon aus, dass die Schweizer Wirtschaft 2023 und 2024 deutlich unterdurchschnittlich wachsen wird. Es dürften also noch weitere Firmen den Rotstift ansetzen. Gleichzeitig gibt es aber nach wie vor zahlreiche Unternehmen, die neue Stellen schaffen.

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